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Deutsche Oper:
Anti­krist

Oper in zwei Akten

13.–26. Januar

13.01. 19:30
26.01. 19:30

Deutsche Oper Berlin Bismarckstraße 35 10627 Berlin-Charlottenburg

Zum Stück
In eine gott­lo­se Welt tritt der Anti­christ. Ange­ru­fen von Luzi­fer offen­bart er sich in vie­ler­lei Gestalt: Durch Hof­fart, Miss­mut, Begier­de, Lüge und Hass wird die Mensch­heit im „Streit aller gegen alle“ geprüft und ver­sucht. Rued Lang­gaards Oper ANTI­KRIST atmet den Geist des Fin de Siè­cle, vol­ler Pes­si­mis­mus warnt sie vor dem Unter­gang und pran­gert die Las­ter der Moder­ne an: Eigen­nutz, Hoch­mut, Fri­vo­li­tät. Aber Lang­gaard war auch Opti­mist, er glaub­te an die trans­for­ma­ti­ven, tran­szen­die­ren­den Kräf­te der Kunst. Sei­ner tie­fen Über­zeu­gung nach war die Musik fähig, Kon­takt zum Gött­li­chen her­zu­stel­len – und so mani­fes­tiert sich im gro­ßen Schluss­chor von ANTI­KRIST die ersehn­te Erlö­sung der Welt von allem Leid und allem Bösen.

Die Anfang der 1920er Jah­re kom­po­nier­te und bis 1930 grund­le­gend über­ar­bei­te­te „Kir­chen­oper“ ist ein Mono­lith im Schaf­fen des däni­schen Kom­po­nis­ten Rued Lang­gaard, des­sen Leben an auf­re­gen­den und unge­wöhn­li­chen Wer­ken nicht arm war. Aus­ge­hend von der Offen­ba­rung des Johan­nes ent­wirft er ein end­zeit­lich gepräg­tes Mys­te­ri­en­spiel, das den Zeit­geist der Jahr­hun­dert­wen­de nicht ver­heh­len kann. Dem­entspre­chend geschichts­pes­si­mis­tisch lässt sich sein vol­ler Asso­zia­tio­nen ste­cken­der Text lesen. Doch die schil­lern­de Musik – vom spät­ro­man­ti­schen, gro­ßen Orches­ter­klang geprägt, der aber auch immer wie­der in sich zusam­men­fällt und aus dem karg und nüch­tern Details her­aus­ge­ar­bei­tet wer­den – bringt Hoff­nung in die dunk­le Welt. Der künst­le­ri­sche Ein­zel­gän­ger Lang­gaard hat hier zu einem Per­so­nal­stil gefun­den, der zwar an Strauss und Wag­ner erin­nert, aber auch sei­ne Zeit­ge­nos­sen Hin­de­mith und Schön­berg nicht ver­leug­net. Mit sei­nem hoch­sym­bo­lis­ti­schen Text, sei­ner oszil­lie­ren­den Musik und aus­wu­chern­den Kraft ist ANTI­KRIST eines der schil­lernds­ten Opern-Expe­ri­men­te der 1920er Jahre.

Zur Insze­nie­rung
Für den mehr­fach aus­ge­zeich­ne­ten Regis­seur Ersan Mond­tag ist Lang­gaards von fun­ken­sprü­hen­dem Unter­gangs­tau­mel kün­den­de Oper eine Para­bel auf unse­re Zeit. In sei­ner bild­ge­wal­ti­gen Insze­nie­rung schei­nen gesell­schafts­po­li­ti­sche The­men wie die Zer­split­te­rung der Gesell­schaft, die Ver­här­tung des öffent­li­chen Dis­kur­ses und die sich ver­schär­fen­de Kli­ma­de­bat­te durch. Trotz die­ser Bezü­ge lässt Mond­tag in sei­ner über­äs­the­ti­sier­ten Bild­spra­che Raum für die facet­ten­rei­che und schil­lern­de Musik Lang­gaards, in der wei­te Stre­cken rein orches­tral sind: Eine Grup­pe von Tänzer*innen über­setzt in Rob For­deyns Cho­reo­gra­fie Lang­gaards Kom­po­si­ti­on in eine packen­de Bewe­gungs­spra­che. In sei­ner expres­sio­nis­ti­schen Büh­nen­äs­the­tik zitiert Mond­tag die bil­den­de Kunst der Ent­ste­hungs­zeit von ANTI­KRIST und erschafft zugleich eine sur­rea­le Welt, in der phy­si­ka­li­sche Geset­ze außer Kraft gesetzt zu sein schei­nen. In einer spät­ka­pi­ta­lis­ti­schen Groß­stadt­sze­ne­rie droht die Welt zusam­men­zu­bre­chen – ein Auto stürzt vom Him­mel, Höl­len­ge­stal­ten und Hor­ror­fi­gu­ren bevöl­kern die Büh­ne, die Gesell­schaft wird auf die Pro­be gestellt und gegen­ein­an­der auf­ge­hetzt. Die unge­mein kräf­ti­gen Bil­der des Regis­seurs, der mit ANTI­KRIST 2022 sein Ber­li­ner Opern­de­büt gab, ist in ihrer fan­ta­sie­vol­len Über­zeich­nung wie geschaf­fen für Lang­gaards Endzeit-Mysterium.
Musi­ka­li­sche Leitung
Her­mann Bäumer
Insze­nie­rung, Bühne
Ersan Mondtag