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Fr21Okt2016
Jeder Hase ein Künstler. Eine Beuys Fabel
20:00Vollgutlager - Alte Kindl Brauerei, Rollbergstr. 26, 12053 Berlin
Alles Fett von gestern? Anlässlich des 30. Todesjahres von Joseph Beuys inszeniert der österreichische Regisseur und Komponist Georg Nussbaumer auf Grundlage des Theaterstücks Jeder Hase ein Künstler. Eine Beuys Fabel des amerikanischen Schriftstellers und Drehbuchautors Tom Patchett ein surreales multimediales Klangtheater über den Säulenheiligen der deutschen Kunstszene, Joseph Beuys. Über die Ebenen Text, Performance und Musik beschwört das Solistenensemble Kaleidoskop eine faszinierende und eruptive Reminiszenz an den Künstler herauf.
Patchetts Theaterstück spielt auf Beuys’ fiktiver Beerdigung und gibt den anwesenden Trauernden die Möglichkeit, mal auf groteske, mal auf bewegende Art und Weise das Phänomen Beuys zu rezipieren, seine Rolle als deutscher Kunst-Heiland zu hinterfragen, sein Schaffen vom Sockel zu heben und ihm auf Augenhöhe zu begegnen.
Nussbaumers wundersame Auslegung des Patchett-Texts erhebt Beuys’ Wappentier, den Hasen, zur alleinigen Bühnenfigur und enthebt das Stück auf diese Weise in märchenhafte Geschäftigkeit. Es werden ganz bewusst Löcher in das gegenwärtige Beuys-Bild geschlagen: das Stück bleibt zwar der Beuys’schen Symbol- und Insigniennomenklatur treu, interpretiert jedoch die im Text behandelte Beerdigung des Künstlers nicht als klassische Nekrolog-Show, sondern als Stunde Null. Die Hasen erklären die Bilder, die Beuys hinterlassen hat und die unser Bewusstsein geprägt haben. Es wird ein ‚erweiterter Beuys-Begriff‘ propagiert, bei dem die Séance nicht vom Künstler selbst, sondern von seinen Kunstobjekten abgehalten wird.
In Anlehnung an Beuys’ performative Ästhetik oszilliert das Bühnenspiel zwischen Theater und (musikalischer) Performance und strapaziert damit Psyche und Physis seines Publikums. Es behandelt Beuys als Aktionskünstler und löst ihn aus dem musealen und dokumentarischen Kontext. Schließlich war Beuys zu Lebzeiten kaum Museumskünstler, sondern ein Performer, dessen Relikte erst nach seinem Ableben musealisiert wurden.
Die Fragen nach der Aktualität seines Schaffens sowie nach Möglichkeiten eines Weiterdenkens seines Kunstbegriffs im und für das 21. Jahrhundert sollen in einem vielschichtigen, von Vergangenheit und Zukunft umrahmten und von Verzerrungen durchwobenen Theaterkristall eingefangen werden.
Text: Tom Patchett
Inszenierung, Bühne, Komposition: Georg Nussbaumer
Mit: Solistenensemble Kaleidoskop
Live-Elektronik: Robert Schwarz
Musikalische Leitung Ensemble: Michael Rauter
Szenische Umsetzung: Suzan Boogaerdt & Bianca van der Schoot
Künstlerische Mitarbeit: Christine Schörkhuber
Mitarbeit Dramaturgie: Boram Lie
Kostüm: Cristina Nyffeler
Licht: Jurgen Kolb
Skulpturenbau: sculptureberlin
Übersetzung: Ina Pfitzner
Illustrationen: Rodion Kitaev/Shuka Design
Dokumentation: Markus Zucker
Produzentin: Anna Iskina
Produktionsleitung: Solistenensemble Kaleidoskop