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Rus­sia : today

Dokumentarische Oper

10. Mai 2025

19:30
Kühlhaus

Kühlhaus Berlin, KUBUS Luckenwalder Straße 3, 10963 Berlin

Der Aus­gangs­punkt von RUS­SIA : TODAY ist die Dicho­to­mie zwi­schen den gegen­sei­tig ver­zerr­ten poli­ti­schen Dar­stel­lun­gen Russ­lands und des Wes­tens in den Medi­en sowie das viel­schich­ti­ge Iden­ti­täts­ge­fühl des Kom­po­nis­ten selbst. Das Werk basiert auf Hun­der­ten anony­mer Auf­nah­men von Russ*innen, die vom Wesen Russ­lands erzäh­len – davon, was es war, was es ist und was es wer­den könn­te. Ergänzt wird dies durch einen eigens für das Pro­jekt geschaf­fe­nen, ein­dring­li­chen Film der rus­si­schen Expe­ri­men­tal­fil­me­rin Alex­an­dra Kare­li­na. Das Werk lässt sich als per­for­ma­ti­ve Nach­stel­lung des Aus­ster­bens (und mög­li­cher­wei­se ein­ma­li­gen Wie­der­auf­le­bens) der rus­si­schen See­le unter dem Ein­fluss der rus­si­schen Poli­tik begreifen.

Daher ist die Arbeit als rus­sisch-ortho­do­xes Requi­em gerahmt, ihr Klang­kos­mos tief ver­wur­zelt in den alten Modi und Ritua­len der Kir­che – eine eigen­tüm­li­che Ver­schmel­zung des Welt­li­chen und des Spi­ri­tu­el­len. Glo­cken­klän­ge und das Geräusch von Feu­er – eine Anspie­lung sowohl auf Umwelt­zer­stö­rung als auch auf die Rei­ni­gung der See­le – pral­len auf Bil­der von Städ­ten und Land­schaf­ten, auf Angst, Ver­zweif­lung und die sel­te­nen Momen­te der Hoff­nung. Wort­wört­lich gespro­che­ne und gesun­ge­ne Bei­trä­ge aus vier Spra­chen, die aus der kol­lek­ti­ven Samm­lung stam­men, fügen sich zu die­sem viel­stim­mi­gen Klangbild.

Ange­sichts der rus­si­schen Kriegs­ver­bre­chen in der Ukrai­ne klingt das Werk lau­ter denn je und gewährt dem Publi­kum einen sel­te­nen Ein­blick in das rus­si­sche Bewusst­sein jener fra­gi­len Vor­kriegs­zeit, in der es ent­stand. Wie die Finan­cial Times schrieb, hört man hier die „kaum ver­nehm­ba­ren, unter­drück­ten, doch oft unheil­vol­len pri­va­ten Gedan­ken – eine Mischung aus Stolz und Unsi­cher­heit, Opfer­rol­le und Ohnmacht“.