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Deutsche Oper:
Writ­ten on Skin (UA)

Oper in drei Teilen

27. Januar 2024

18:00

Deutsche Oper Berlin Bismarckstraße 35 10627 Berlin-Charlottenburg

Aus einer nüch­ter­nen Gegen­wart her­aus bli­cken drei Engel zurück in die Ver­gan­gen­heit und beschwö­ren jene Epo­che her­auf, in der jedes Buch ein kost­ba­rer, auf „Haut geschrie­be­ner“ Gegen­stand war. Einer der Engel schlüpft in jener Zeit in die Rol­le eines Buch­il­lus­tra­tors, der im Auf­trag eines rei­chen und mäch­ti­gen Man­nes, des Pro­tec­tors, eine reich bebil­der­te Hand­schrift über des­sen Leben und Werk erstel­len soll. Im Haus des Pro­tec­tors trifft er auf Agnès, des­sen deut­lich jün­ge­re Frau, deren Jung­fräu­lich­keit von ihrem Mann in selbst­auf­er­leg­ter Ent­halt­sam­keit nicht ange­rührt wird – wäh­rend er sie zugleich eifer­süch­tig bewacht. Agnès’ Lie­bes­af­fä­re mit dem Engel in Künst­ler­ge­stalt kann er aber den­noch nicht ver­hin­dern. Der Pro­tec­tor ent­deckt die bei­den, tötet den Illus­tra­tor – und berei­tet ein Mahl zu, bei dem er sei­ner Frau das Herz des Gelieb­ten vorsetzt.

Mit dem Text »Le cœur man­gé« hat der eng­li­sche Autor Mar­tin Crimp in »Writ­ten on skin« für den Kom­po­nis­ten Geor­ge Ben­ja­min einen der bekann­tes­ten Tex­te des fran­zö­si­schen Hoch­mit­tel­al­ters adap­tiert. Die Geschich­te vom ver­speis­ten Herz des Lieb­ha­bers geht auf einen anony­men okzita­ni­schen Text des 12. Jahr­hun­derts zurück und wird dem Tro­ba­dor Guil­lem de Cabe­st­anh zuge­schrie­ben – wäh­rend er nach ande­ren Quel­len sel­ber das Schick­sal des getö­te­ten Lieb­ha­bers erlit­ten haben soll. Crimps ver­bin­det in sei­nem Text die blu­ti­ge Drei­ecks­ge­schich­te jedoch mit einer Refle­xi­on über die Macht der Kunst: Agnès erliegt der Fas­zi­na­ti­on für die Fähig­keit des Illus­tra­tors, in Bil­dern die Wirk­lich­keit abzu­bil­den, oder auch Wel­ten neu zu erschaf­fen. Doch sind es die Bil­der, die mit der dort vom Illus­tra­tor ein­ge­schrie­be­nen Lie­bes­er­klä­rung an Agnès dem Pro­tec­tor die Affä­re sei­ner Frau enthüllen.

Die Urauf­füh­rung von »Writ­ten on skin« im Jahr 2012 beim Fes­ti­val in Aix-en-Pro­vence war eine Sen­sa­ti­on: In einer sel­te­nen Per­fek­ti­on grei­fen in die­sem Stück Text und Kom­po­si­ti­on in ein­an­der, ergän­zen sich eine packen­de Geschich­te und eine prä­zi­se wie poe­ti­sche Spra­che mit einer hoch­thea­tra­len Musik, die durch und durch zeit­ge­nös­sisch ist, in ihrer klang­sinn­li­chen Fül­le aber auch ein brei­te­res Publi­kum zu fes­seln ver­mag. Hin­zu kam die bild­ge­wal­ti­ge und psy­cho­lo­gisch prä­zi­se Insze­nie­rung Katie Mit­chells, in der das Stück an zahl­rei­chen inter­na­tio­na­len Büh­nen gezeigt wur­de – und in der es nun erst­mals in Ber­lin zu erle­ben ist.
Marc Albrecht | Musi­ka­li­sche Leitung
Katie Mit­chell | Inszenierung
Vicki Mor­ti­mer | Büh­ne, Kostüme
Jon Clark | Licht
Sebas­ti­an Hanusa | Dramaturgie
Mark Stone | Protector
Geor­gia Jar­man | Agnès
Ary­eh Nuss­baum Cohen | First Angel / The Boy
Ire­ne Roberts | Second Angel / Mary
Chan­ce Jonas‑O´Toole | Third Angel / John
Orches­ter der Deut­schen Oper Ber­lin | Musik