In Fjodor Dostojewskis ‚phantastischer Erzählung‘ »La Douce« von 1876 schildert ein Pfandleiher, dessen Frau sich nur Stunden zuvor aus dem Fenster gestürzt hat, die Geschichte seiner Ehe und versucht, die Gründe für den Freitod des Mädchens zu erläutern. Um der von Gewalt und Unterdrückung geprägten Hölle ihrer Kindheit zu entgehen, heiratet »Die Sanfte« sechzehnjährig den deutlich älteren Pfandleiher. Doch beginnt sie bald unter der Kontrollherrschaft ihres Mannes, der ihr mit Schweigen und Strenge begegnet, zu leiden.
Ihr Kampf um Autonomie führt zu mehreren Revolten, die jedoch vergeblich scheitern und den Selbstmord der Sanften als finale Konsequenz erscheinen lassen. Der aus Lissabon stammende Emmanuel Nunes (1941–2012) zählte spätestens seit Mitte der 1970er Jahre zu den prägnantesten Komponisten der zeitgenössischen Musik. In seinen Anfangsjahren deutlich durch Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen beeinflusst, kreiert Nunes eine auf formaler Ebene komplexe Stilistik, die sich durch expansive Klangfarbigkeit und eine bemerkenswerte Intensität auszeichnet.
Basierend auf Dostojewskis Monodrama entwickelt Nunes 2008/09 ein ebenso vielschichtiges wie hochexpressives Musiktheater, indem er den Originaltext neu definiert und auch der Sanften eine Stimme verleiht. Somit wird das Monodrama zu einem Duodrama, wobei der Pfandleiher und seine Frau durch zwei Schauspieler und zwei Sänger dargestellt werden.
MUSIKALISCHE LEITUNG: Titus Engel
INSZENIERUNG: Anna Bergmann
BÜHNE: Katharina Faltner
KOSTÜM: Lane Schäfer
LICHt: Georgi Krüger
TON: Sébastien Alazet
DRAMATURGIE: Roman Reeger
SCHAUSPIELER: Sebastian Kuschmann, Uli Kirsch
SCHAUSPIELERIN: Bea Brocks
SOPRAN: Dénise Beck
COUNTERTENOR: Zvi Emanuel-Marial